Euro-Baller im Netz #1: Steffen Hamann

Bereits vor einigen Jahren hatte ich vor, Artikel über die digitale Kommunikation von Basketballprofis zu schreiben. Hier nun Folge eins der Euro-Baller im Netz: Steffen Hamann.

Zu Beginn meines Sportmanagement-Studiums im Herbst 2006 war StudiVZ hierzulande das wichtigste und angesagteste Social Network für uns Studierende. Einer meiner Kommilitonen gründete die StudiVZ-Gruppe mit dem Namen Steffi du Lutscher!. Eine willkommene Anlaufstation für sämtliche Hater des Basketballprofis Steffen Hamann.

Ein kleiner Rückblick: Steffen Hamann konnte man damals nur lieben oder hassen. Dazwischen ging absolut nichts. Trotz der Erfolge mit Bamberg und der deutschen Nationalmannschaft, dem starken Zug zum Korb und der aggressiven Defense wurde Hamann stets mit Arroganz und provozierender Spielweise in Verbindung gebracht – und wird noch heute darauf angesprochen. Zuletzt im Interview mit Frank Buschmann (ab Minute 1:35) zu sehen.

„Das muss man sich verdienen, sag ich immer.“
– Steffen Hamann, angesprochen auf die vielen Hater.

 

Die besagte StudiVZ-Gruppe (einen Existenzbeweis gibt es lediglich als Kommentar bei schoenen-dunk.de) erfreute sich bereits nach kurzer Zeit an hohen Zuwachsraten. Eines Tages fiel uns auf: Ein Mitglied der Gruppe heißt doch tatsächlich Steffen Hamann. Nach ein wenig Profil-Stalking war es sehr sehr offensichtlich: Der Steffen Hamann ist Mitglied seiner eigenen Hater-Gruppe! Seit dem schätze ich Steffen Hamann für zwei Dinge: Für eine gesunde Portion Selbstironie und für die Offenheit digitalen Medien gegenüber.

In den vergangenen Jahren hat sich der mittlerweile beim FC Bayern Basketball unter Vertrag stehende Aufbauspieler zu einem Paradebeispiel für gute Online-Kommunikation eines Profisportlers entwickelt. Zum Abschluss der vergangenen Saison wurde Hamann mit dem ersten Social Media Award der Beko Basketball-Bundesliga ausgezeichnet. Darüber hinaus unterstützt er die Basketball-Bundesliga bei deren Social Media Workshops, indem er die Profispieler vertritt und deren Sicht auf die digitale Kommunikation an die Liga- und Clubverantwortlichen weitergibt.

Wie sieht das Online-Kommunikationssystem des Basketballers aus? Und mit welchen Inhalten punktet er?

Steffen Hamann im Social Web

Die Web-URL www.steffen-hamann.net linkt direkt auf eine Facebook-Page, die das Herz Hamanns Online-Aktivitäten darstellt. Darüber hinaus existieren ein Instagram- und ein Twitter-Account.

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Facebook

Die Facebook-Page von Steffen Hamann existiert seit seinem Wechsel zum FC Bayern Basketball im Sommer 2010. Inhaltlich gibt es hier vor allem:

  • kurze Statements zu unterschiedlichen Themen mit Basketball-Bezug sowie zum aktuellen Geschehen beim FCBB
  • Fotos aus dem Alltag als Profisportler sowie aus Hamanns Freizeit (vor allem automatisch von Instagram übertragen, siehe unten)
  • Verlinkung von Newsartikeln mit Bezug zur eigenen Karriere und/oder zum Team

Eine Besonderheit: Von den ersten Posts an bis heute antwortet Steffen Hamann sporadisch auf Fragen seiner Fans, kommentiert und verteilt Likes für Fan-Kommentare. Was bei anderen Profisportlern mit riesigen Abonnentenzahlen und dem entsprechend vielen Kommentaren nur sehr, sehr selten zu sehen ist, ist einer der Vorteile Hamanns Facebook-Aktivität: Beim aktuellen Kommentaraufkommen ist es mit sehr geringem Aufwand für den Profi selbst möglich, alle Kommentare zu lesen und sporadisch persönlich zu reagieren.
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Instagram

Seit Januar 2013 ist Steffen Hamann auch bei Instagram unterwegs und versorgt seine Fans mit Fotos und sporadisch auch mit kurzen Instagram-Videos. Hier bekommt man neben ein paar Einblicken in den Arbeitsalltag eines Basketballprofis auch mit, was abseits des Courts so passiert: Steffen beim Chillen, Steffen beim Besuch seines Lieblingsrestaurants, Steffen beim Angeln und, und, und. Vor allem aber Selfies, gerne auch mit den Teammates vom FCB und mit Buddy Bastian Schweinsteiger.
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Twitter

Der Microblogging-Dienst Twitter dient Steffen Hamann seit Januar 2011 ausschließlich dazu, seine Facebook-Aktivitäten automatisch auch in einem weiteren Netzwerk zu pushen. Eine kleine Ausnahme stellte im Februar 2012 das Twinterview mit ruhrpoet David Nienhaus dar, bei dem Hamann 14 Fragen mit der bekannten 140-Zeichen-Beschränkung beantwortete.
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Was beim Durchschauen der Inhalte auf den verschiedenen Plattformen auffällt: Inhaltlich ist Steffen Hamann nicht viel anders im Social Web unterwegs als du oder ich. Auch wir posten Selfies, machen Fotos von unserem Essen, berichten von unseren Urlaubstrips und teilen Links zu Dingen, die uns beruflich oder privat interessieren. Wem es allerdings gelingt, alltägliche Dinge mit der Grundlage seiner Bekanntheit – dem Basketballsport und Profidasein – zu kombinieren, begeistert damit ungemein. Und genau diese Einblicke in den Lebensalltag eines Profisportlers sorgen dafür, dass wir ihn als Menschen kennenlernen und schätzen.

Zwei positive Beispiele für starke Inhalte möchte ich hervorheben:

Regelmäßig bekommt man einen humorvollen Umgang mit den in der Einleitung bereits genannten Hatern zu sehen. Der Schnappschuss eines gegnerischen Banners und Hamanns Antwort nach dem Sieg gegen Würzburg – „I just love this One – but it couldn’t stop us today!!“ sprechen für sich.

Des weiteren verstehen es sowohl Hamann als auch die Verantwortlichen des FC Bayern vorzüglich, die Freundschaft zu Fußball-Profi Bastian Schweinsteiger auch kommunikativ zu nutzen und so in sehr sympathischer Art und Weise Synergien zwischen Fußball- und Basketball-Abteilung zu schaffen. Vor einem knappen halben Jahr waren es die mit Instagram festgehaltenen privaten Spielereien aus der Trainingshalle (Teil 1 und Teil 2). Zuletzt wurde Bastian Schweinsteiger für eine Promo für das neue Live-Streaming-Angebot der Bayern-Basketballer eingespannt:

Digitale Profis als neue Glue Guys?

Was meine Grundeinstellung gegenüber online-aktiven Profisportlern betrifft, bleiben meine Ausführungen aus dem Jahre 2011 auch heute aktuell, ich zitiere:

„Es geht nicht darum, aus den Sportlern Kommunikationsprofis zu machen, die allesamt täglich bei Facebook, Twitter & Co. mit ihren Fanscharen plaudern. […] Es gibt hingegen definitiv eine ganze Reihe an Sportlern, […] die in den digitalen Medien zu Hause sind oder die Offenheit mitbringen, um sich neben dem eigentlichen Beruf entsprechende Skills anzueignen.
Perfekte Voraussetzungen sind das Interesse für Technik und digitale Medien, ein Feeling für Bedürfnisse der Fans in den digitalen Medien sowie insbesondere ein Feeling für den Umgang mit Fans in (sportlichen) Krisensituationen. Es liegt am Management eines Sportlers bzw. der Kommunikationsabteilung eines Vereins, die entsprechenden Sportler zu identifizieren und sie gezielt für Kommunikationsmaßnahmen im Social Web vorzubereiten, zu begeistern und zu unterstützen.“

– Die Vier am Eck auf dersportmanager.de

 

Auf Steffen Hamann treffen die besagten Voraussetzungen – insbesondere die Offenheit digitalen Medien gegenüber – perfekt zu. Darüber hinaus bewegen sich die aktuellen Fan/Follower/Kommentar-Zahlen in Dimensionen, die auch für einen Profibasketballer im machbaren Rahmen liegen, was das Lesen und den sporadischen Dialog angeht. Interessant zu erfahren wäre es, wie die Beratung und Betreuung der Plattformen im Falle Steffen Hamann in der Umsetzung explizit aussieht. Welche Impulse gehen vom FC Bayern, Hamanns Spielerberatung Lumani 10.7 oder möglicherweise weiterer externer Berater aus?

Zukünftig wird die Relevanz eines digitalen Kommunikators innerhalb der Profiteams steigen. Hier sehe ich Parallelen zur Notwendigkeit eines Glue Guys. In einigen Bundesligateams bilden die einheimischen Spieler eine Konstante, deren Aufgabe es ist, das Team als Team zusammenzuhalten, Spielern aus anderen Nationen die Wahlheimat näher zu bringen und das Team als Kapitän zu führen. Der sogenannte Glue Guy. Diese Spieler sind oft sehr erfahren und genießen das vollste Vertrauen ihrer Coaches und Mitspieler – sie sind aber keineswegs die sportlichen Stars des Teams. Eher im Herbst ihrer Karriere befindlich erhalten sie überschaubare Minuten auf dem Parkett, sind allerdings sehr bekannte Spielermarken. Wichtig: Jedes Team braucht ein, zwei dieser Typen.

Gilt in Zukunft dasselbe für digtal-affine Profisportler? Der FC Bayern Basketball hält mit Steffen Hamann und Demond Greene zwei Profis in ihrem Kader, die sowohl als Glue Guys als auch als digitale Kommunikatoren in Erscheinung treten. Letzteres ist nicht zu unterschätzen.

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Weiterführende Stories

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Abschließend ein Hinweis zum Format: In den kommenden Monaten werde ich mit diesem Format spielen. Der Blick ins europäische Ausland und der Vergleich der unterschiedlichen inhaltlichen Herangehensweisen faszinieren mich. Mal schauen, wer Euro-Baller im Netz #2 wird.

Von Hauke

Einst Sportmanagement, nun Startup. Mag Basketball, von Hip-Hop geprägte Musik, Hamburg sowie die Veränderung der Medienwelt und ist auch bei Twitter unterwegs.